Gerechtigkeit und Inklusion sind wichtig

«Wir wollen unser Leben voller Freude und Stolz leben, ohne dass wir uns verstecken müssen.»
Alle (sie/they/them)
Alle lebt auf einer abgelegenen Insel in Schweden. Oft hört sie die Frage, ob es sich um die Insel mit der Brücke handelt. Sie lebt mit ihrer Frau Cici und ihrem gemeinsamen Sohn zusammen. Bevor die drei in dieses geräumige Bauernhaus zogen, hatten sie in der Stadt in einer 44 Quadratmeter grossen Wohnung gelebt. Hier kann ihr Sohn sich nun völlig frei entfalten, Superheld spielen oder auf Bäume klettern. Alle wurde zwar in Kolumbien in Südamerika geboren, kam aber im Alter von zwei Jahren nach Schweden, nachdem sie von schwedischen Eltern adoptiert worden war. Sie wuchs in einer ländlichen Gegend in Schweden auf und hatte als schwarzes Kind immer das Gefühl, anders zu sein. Als sie 13 oder 14 war, wurde ihr dann klar: «Oh, oh, Ich bin auch noch lesbisch.» Damit verfestigte sich Alles Entschluss, so bald wie möglich nach Stockholm zu ziehen.
Coming-out
Im Alter von etwa 14 Jahren hatte Alle ihre erste Freundin. Tatsächlich war es für sie nie schwierig, eine Freundin zu finden. Nur ihre Eltern wussten nichts davon. Sie hatte aus verschiedenen Gründen Angst davor, es ihnen zu sagen. Doch schliesslich tat sie es. Und irgendwann akzeptierten es ihre Eltern auch, obwohl es anfangs nicht gerade einfach war. In der Zeit ihres Coming-outs erschien der Film «Raus aus Åmål», der sie sehr beeindruckte und ihr ein Gefühl von Freiheit und Selbstverständnis vermittelte. Sie selbst hatte nie ein Problem mit ihrer sexuellen Orientierung, da sie nie daran gezweifelt hatte. Allerdings zerbrachen einige Freundschaften. Obwohl ihre Eltern akzeptierten, dass ihre Tochter lesbisch war, konnte sie es kaum erwarten, sich so schnell wie möglich nach Stockholm zu verabschieden.
Liebesgeschichte
Alle und Cici arbeiteten zusammen an der Universität. Zunächst hielten sie ihre Beziehung geheim, machten bei ihrer Führungskraft aber irgendwann reinen Tisch. Erfreulicherweise gab es keinerlei Probleme. Doch pragmatisch wie sie nun einmal ist, schlug Alle irgendwann beiläufig vor, zu heiraten. Schon allein aus steuerlichen Gründen. Cici sagte Nein. Wenn schon ein Heiratsantrag, dann doch bitte richtig, vielleicht sogar mit einem Flashmob. Genau das gab es dann auch für Cici: ein Flashmob mit den Menschen aus ihrem Chor. Sie besuchten die beiden an ihrem Arbeitsplatz und sorgten für einen unvergesslichen Heiratsantrag.
Probleme und Hass
Alle beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema LGBT+. Sie hatte ihre eigene intersektionale Buchhandlung sowie einen ebenfalls intersektionalen Verlag. Auch war sie an der Gründung eines Raums für junge LGBT+ Personen in einem Stockholmer Stadtviertel beteiligt. Gerechtigkeit und Inklusion sind ihr sehr wichtig. Alle findet, dass die schwule, lesbische und trans Community von der Politik derzeit immer stärker unter Druck gesetzt wird. Daher ist es wichtig, dass auch weiterhin diverse Familien zu sehen sind, damit der Thematik mit dem nötigen Ernst begegnet wird. «Lesbisch zu sein, ist ein Teil von mir», sagt sie. Noch wichtiger ist es aber, für die gesamte Community und die Welt sichtbar zu sein. Menschen sollen sich beim Händchenhalten auf der Strasse oder im Supermarkt sicher fühlen. Bevor sie auf ihre abgelegene Insel zogen, vergewisserten sich Alle und Cici, dass es vor Ort bereits eine LGBT+ Community gab, in der sie sich sicher fühlen konnten.
Liebe zu Hause
Für Alle und Cici bedeutet Liebe zu Hause ein Gefühl von Wärme. Ein sicherer Ort voller Freude, der so viel mehr ist als die eigenen vier Wände. Zuhause ist zudem die Community der Personen, die einem nahestehen. Auch die Menschen, mit denen sie befreundet sind, und die Menschen in ihrer Nachbarschaft sind Teil ihres Zuhausegefühls.

Wir fragten Alle ...
Was würdest du einem jungen Menschen sagen, der Angst hat, sich zu outen?
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Wie kann man die LGBT+ Community unterstützen?
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Inklusion von LGBT+
Selbstvertrauen, Glück und ein Gefühl von Zugehörigkeit können im eigenen Zuhause entstehen und wachsen – insbesondere bei Menschen der LGBT+ Community. Gelingt es mit Akzeptanz und Inklusion gleiche Chancen für alle sexuellen Orientierungen und Identitäten zu schaffen, sind wir gemeinsam besser.