Ankommen statt unterkommen: Eine bessere Zukunft für geflüchtete Jugendliche in Berlin
(21.03.2023) Viele Menschen, die aus Kriegs- und Krisengebieten nach Deutschland geflüchtet sind, werden auf lange Sicht in sogenannten „Gemeinschaftsunterkünften“ untergebracht. Dort ist die Wohnsituation häufig beengt; Privatsphäre und Platz sind stark eingeschränkt. Besonders für Jugendliche, die sich ohnehin in einer Phase ihres Lebens befinden, in der Identitätsfindung und Abgrenzung eine große Rolle spielen, ist diese Situation häufig sehr belastend. Was oft fehlt, sind Freizeitangebote und ein geschützter Raum, in dem sich die Jugendlichen untereinander austauschen können.
Um diese Möglichkeit zu schaffen, setzt Save the Children dank der Unterstützung von IKEA ein Projekt um, das geflüchteten Jugendlichen in Berlin genau das bieten soll. Am heutigen Internationalen Tag gegen Rassismus wollen wir dieses gezielt in den Mittelpunkt rücken. „Wir.Machen.Zukunft.“ gibt Jugendlichen die Chance, sich bei regelmäßigen Treffen, Aktivitäten und Ausflügen näher kennenzulernen, sich über die eigenen Erlebnisse, Herausforderungen, Hoffnungen und Träume auszutauschen und dadurch neue Perspektiven für die eigene Zukunft zu entwickeln.
Wir möchten euch das Projekt am Beispiel zweier Teilnehmerinnen, Mia* (15) und Amina* (11), genauer vorstellen. (* die Namen wurden zum Schutz der Mädchen geändert)
Mia und Amina: Von Dagestan und Georgien in die Gärten der Welt
Amina kam mit ihrer Familie bereits 2015 aus Dagestan nach Deutschland und auch Mia ist mit ihrer Familie bereits vor über vier Jahren aus Georgien nach Deutschland geflüchtet. Beide leben in einer Gemeinschaftsunterkunft in Berlin. Sie besuchen regelmäßig den dort stattfindenden „MädchenRaum“; eines der Angebote von „Wir.Machen.Zukunft.“ In den Treffen und Workshops, die pädagogisch begleitet werden und deren Themen die Mädchen mitbestimmen dürfen, geht es um sie – oder besser gesagt, um das, was Mädchen in ihrem Alter üblicherweise beschäftigt: Identität, Geschlechterrollen, Selbstbestimmung und Berufsvorstellungen, aber auch Liebe, Sport, Schule, iPhones oder TikTok.
Auch gemeinsame Ausflüge gehören zum Projekt, so zum Beispiel in die Gärten der Welt. Für die Mädchen ist das nicht nur eine willkommene Abwechslung vom Alltag und von der Enge der Gemeinschaftsunterkunft, sondern auch eine Gelegenheit, sich fern von schulischen und familiären Verpflichtungen nur um sich zu kümmern:
„Ich mochte am meisten, als wir mit der Mädchengruppe in den ‚Gärten der Welt‘ waren, wo wir uns auf die Wiese gelegt haben. Das war das Beste da dran. Wir haben die ganze Zeit gelacht auf dem Weg. Ohne Grund, wir waren glücklich.“ (Mia)
Ein großer Wunsch verbindet alle: Sicherheit und Selbstbestimmung
In den teilnehmenden Gemeinschaftsunterkünften bietet das Projekt auch einen „JungenRaum“, in dem ähnliche Themen besprochen werden – aber aus Jungen-Perspektive. Auch bei ihnen geht es um Sport, um das Handy, oder auch um Rap und Kunstfreiheit. Und sie sprechen über Alltagsrassismus und Diskriminierung – eine Erfahrung, die sowohl die weiblichen als auch die männlichen Teilnehmer*innen des Projekts leider häufig teilen. Beides sind auch Themen, gegen die IKEA sich nicht nur zum heutigen Internationalen Tag gegen Rassismus stark macht.
Ein weiteres Thema, das die Jugendlichen beschäftigt, ist der Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben – sowohl in Bezug auf ihre persönliche als auch ihre berufliche Zukunft. In diesem Zusammenhang setzen sich die Jugendlichen dank des Projekts auch mit den Geschlechterrollen innerhalb ihrer Familien auseinander, was dazu führt, dass insbesondere die Mädchen ihrem Wunsch nach Gleichberechtigung Ausdruck verleihen:
„Ich will nicht heiraten. Vielleicht zusammen sein, aber nicht heiraten. Weil in unseren Ländern ist es so, dass, wenn du einen Mann heiratest, dann musst du auf ihn hören. Obwohl ein Mann und eine Frau die gleichen Rechte haben. […] Wenn alle Männer einen Tag nicht auf der Welt wären, ich würde so viele Sachen machen. Schwimmen zum Beispiel. Ich würde einfach alles machen, was ich machen will.“ (Mia)

Neues ausprobieren und ungeahnte Talente entdecken? Bei der „GirlPower-Zukunftswoche“ werden junge Frauen gezielt dabei unterstützt, sich zu entfalten.
Positive Männlichkeit, Empowerment und „GirlPower“
Um die Jugendlichen für Themen wie Gleichberechtigung und Selbstbestimmung zu sensibilisieren, werden bei „Wir.Machen.Zukunft.“ ganz bewusst alternative Geschlechterrollen und positive Männlichkeit thematisiert – also ein neues Männlichkeitsbild, das auch Eigenschaften wie Emotionalität und Empathie anerkennt. Gleichzeitig besteht ein wesentlicher Anteil des Projekts in gezielten Angeboten zur Unterstützung von Mädchen und jungen Frauen bei der Ausbildungs- und Berufsorientierung. Eine zentrale Rolle spielt hier die „GirlPower-Zukunftswoche“, ein einwöchiges Empowerment-Programm, das neben kreativen Angeboten zur Ermittlung und Förderung der eigenen Stärken – zum Beispiel in Form von biografischem Comiczeichnen – auch Ausflüge zu Berliner Universitäten und Unternehmen beinhaltet. Ein Besuch beim Förderpartner IKEA darf dabei natürlich nicht fehlen.
Ziel der „GirlPower-Zukunftswoche“ ist es, den Teilnehmerinnen die Chance zu geben, Neues auszuprobieren und dadurch nicht nur ihr Selbstbewusstsein zu stärken, sondern auch (bisher unentdeckte) Interessen und Talente zu erkennen.
Save the Children und IKEA: Seit über 25 Jahren gemeinsam stark für Kinder
Seit 1994 arbeiten Save the Children und IKEA gemeinsam daran, Projekte zum Schutz und zur Förderung von Kindern auf internationaler Ebene umzusetzen. Ein Schwerpunkt unserer Projekte in Deutschland ist dabei die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in besonders schwierigen Situationen, z.B. durch die Einrichtung eines Schutz- und Spielraums für geflüchtete Kinder im ehemaligen Flughafen Tempelhof oder die Förderung von Kinderrechten in Kindertagesstätten. Eine Übersicht über die Partnerschaft von Save the Children und IKEA und über unsere gemeinsamen Projekte in Deutschland findest du hier.
Vielen Dank für den Beitrag, liebe Jennifer! Wer mehr zur Geschichte von Save the Children erfahren möchte, sollte direkt unseren Beitrag zum 100. Jubiläum der NGO lesen!
Über die Autorin: Jennifer Menges
Jennifer macht sich bei Save the Children für die Zusammenarbeit mit Unternehmen und Stiftungen stark. In Projekten, die Kindern in Deutschland und der ganzen Welt ein geschütztes, gesundes und unbeschwertes Aufwachsen ermöglichen. Dazu gemeinsam mit starken Partnern wie IKEA jeden Tag ein Stückchen beitragen zu können, ist das zentrale Anliegen von Jennifer und dem ganzen Team von Save the Children.