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Stoff zum Nachdenken: Was unsere Kleidung mit der Umwelt macht

© NABU/Jule Roschlau

(15.03.2021) Wer wie ich auf Grund der Corona-Pandemie gerade viel Zeit daheim verbringt, sieht manche Dinge mit einem anderen Blick. Zum Beispiel den eigenen Kleiderschrank. Der ist bei vielen Menschen nämlich ganz schön voll. Kein Wunder, dass gerade jetzt viele anfangen, ihre Schränke auszumisten.

Das ist eine gute Gelegenheit, sich angesichts der aktuellen Umweltkrisen mit ein paar grundlegenden Fragen rund ums Thema Klamotten zu beschäftigen: Was machen unsere Kleider eigentlich mit der Umwelt? Und was kann ich selbst tun, um mich ressourcenschonend anzuziehen?

Zu viele Kleidungsstücke? Nicht nur ein Platzproblem, auch die Umwelt leidet darunter. © NABU/Kühnapfel Fotografie

Textilien gibt’s nicht zum ökologischen Nulltarif

Die Herstellung von Textilien ist ein ressourcenintensives Geschäft. Schon allein für die Herstellung der Fasern braucht es große Mengen an Rohstoffen – sei es Erdöl für Polyester oder Wolle, Baumwolle und andere Pflanzenfasern.

Wer glaubt, Naturfasern seien unkritisch, liegt leider falsch. Für den konventionellen Anbau von Baumwolle etwa werden unglaublich viel Wasser und Pestizide eingesetzt. Da ist Biobaumwolle auf jeden Fall die bessere Wahl. Wer auf Kleidung aus Holzfasern setzt, sollte zu Lyocell greifen. Die altbekannte Viskose wird zwar auch aus Holz hergestellt, verbraucht allerdings sehr viel mehr Energie und belastet die Umwelt mit viel Chemie.

Unabhängig davon, woraus unsere Kleidung gemacht wird: Meist haben die Kleidungsstücke und ihre Bestandteile wie Stoffe, Garne, Knöpfe, Reißverschlüsse und Farben bereits eine halbe Weltreise hinter sich, bis sie in unserem Schrank landen. Denn in der Regel erfolgen die einzelnen Produktionsschritte da, wo es am billigsten ist. Auch wenn dafür mal kurz ein Transport auf einen anderen Kontinent nötig wird. Auch das frisst große Mengen an Ressourcen und verbraucht Energie.

Tipp 1: Wie viel macht glücklich?

Vor diesem Hintergrund ist es ja eigentlich ganz einfach: Möchte ich nachhaltig leben, kaufe ich nur so viele Kleidungsstücke, wie nötig – oder zumindest nur so viele, wie ich auch tatsächlich gerne trage.

Die Realität sieht leider ganz anders aus. Im Durchschnitt kaufen wir alle bis zu 70 Kleidungsstücke oder 25 Kilogramm Textilien – pro Jahr! Das ist fünfmal so viel wie in den 1970er-Jahren! Kein Wunder, dass jedes fünfte Kleidungsstück so gut wie nie getragen wird.

Mindestens genauso wichtig wie die Herkunft der Klamotten ist es daher, sich vor dem Kauf zu überlegen, ob wir das Teil wirklich regelmäßig tragen werden. Denn mal ganz ehrlich: Sich durch den übervollen Kleiderschrank zu wühlen und säckeweise Kleidung wegzuschmeißen – womöglich auch noch ungetragen – macht ja nicht wirklich viel Spaß, oder?

Tipp 2: Nachhaltige Produkte

Natürlich wollen wir trotzdem ab und an ein neues Kleidungsstück haben. Dafür gibt’s zwei Möglichkeiten: Neu kaufen oder gebraucht. In Secondhand-Läden, Kleidertauschbörsen, auf einschlägigen Internetseiten und Flohmärkten lassen sich Kleider aller Art und in allen Qualitätsstufen gebraucht erstehen. Wer Lust aufs Stöbern hat, ist damit bestens – und vor allem ressourcenschonend – bedient.

Wer neue Kleidungsstücke kauft, orientiert sich am besten an Öko-Labels. Zugegeben, die Welt der Labels ist ein wenig unübersichtlich, aber unter www.NABU.de stellen wir die wichtigsten Labels für nachhaltig produzierte Kleidung vor. Wer auf Labels wie GOTS, Naturtextil, FAIRWARE, bluesign, FAIRTRADE oder den Grünen Knopf achtet, ist schon mal auf gutem Wege.

Labels wie GOTS zeigen, dass eine Textilie umweltfreundlich hergestellt wurde, etwa mit Bio-Baumwolle. © NABU/Hannes Huber
Reparieren statt wegschmeißen – wer Kleidungsstücke lange nutzt, schont die Umwelt. © NABU/Kühnapfel Fotografie

Tipp 3: Lang nutzen, schonend pflegen

Logisch: Wer seine Kleidung lange nutzt, braucht weniger Neuware und schont damit Geldbeutel und Umwelt. Daher ist es sinnvoll, lieber hochwertige Kleidung zu kaufen, die länger in Form bleibt und sich im Fall der Fälle auch mal reparieren lässt.

Wenig beachtet bleibt meist die richtige Pflege der Wäsche. Dabei hängen rund 75 Prozent der Ressourcen, die während der Lebensdauer eines Textils verbraucht werden, davon ab, wie wir es nutzen und pflegen! Der NABU rät, Kleidung nur dann zu waschen, wenn es nötig ist, mit der niedrigsten möglichen Temperatur und immer in einer vollen Waschmaschine. Weichspüler und Trockner am besten vermeiden – sie belasten Gewässer und Klima unnötig.

Tipp 4: Kleider weggeben

Die Jeans ist zwar noch in Ordnung, bleibt aber morgens trotzdem immer im Schrank? Dann braucht sie einfach nur ein neues Zuhause. Das findet sich eventuell im eigenen Freundeskreis bei einer geselligen Kleidertauschparty, ganz sicher aber über Portale im Internet, Secondhand-Läden, Tauschbörsen oder Flohmärkte.

Eine andere, weniger aufwändige Möglichkeit ist es, Kleidung zu spenden. Um die Kleider nicht an windige Geschäftemacher zu geben, lohnt ein genauer Blick auf den Container. Das Label FairWertung oder das bvse-Qualitätssiegel sind gute Anhaltspunkte für seriöse Sammlungen.


Über die Autorin: Indra Enterlein

Ich bin Indra Enterlein, Teamleiterin für Ressourcenpolitik beim NABU (Naturschutzbund Deutschland) e.V. Jeden Monat gibt es einen Tipp vom NABU für ein nachhaltigeres Leben auf dem IKEA-Unternehmensblog. Der NABU und IKEA sind seit 2011 Kooperationspartner.