Kinder an die Macht: Kinderrechte einfach erklärt – Interview mit Annika Leienbach von UNICEF
(20.09.2023) „Kinder an die Macht“ – das gleichnamige Lied von Herbert Grönemeyer fand ich bereits als Kind großartig. Und das nicht nur wegen der „Armee aus Gummibärchen“ und den „Panzern aus Marzipan“, die Grönemeyer besingt, sondern vor allem aufgrund der dahinterliegenden Botschaft. Denn: Kinder führen keine Kriege. Kinder möchten friedlich und sicher zusammenleben – ein Wunsch, den auch Erwachsene weiterhin in sich tragen.
Ein Ansatz, um Kindern – zumindest im übertragenen Sinne – Macht zu verleihen, sind Kinderrechte. Diese rücken IKEA, UNICEF und weitere Partner auch am diesjährigen Weltkindertag bei einem großen Kinderrechte-Festival in Karlsruhe in den Mittelpunkt. Dort können Kinder und Erwachsene spielerisch mehr über die Rechte von Kindern lernen, zum Beispiel dank zahlreicher Mitmach-Aktionen, einer digitalen Kinderrechte-Rallye und einem Kinderrechte-Kunstwerk.
Aber auch auf unserem Blog spielen Kinder und ihre Rechte diese Woche die Hauptrolle. Um mehr über dieses Thema zu erfahren, habe ich mir eine Expertin dazu geholt: Annika Leienbach von UNICEF erzählt im Gespräch, warum Kinderrechte so wichtig sind, welche Rolle sie in ihrem Alltag spielen und wie die Zukunft aussehen kann.
IKEA und UNICEF arbeiten seit über 20 Jahren zusammen. Seit 2020 unterstützt IKEA das UNICEF-Projekt Kinderrechteschulen – was genau verbirgt sich dahinter?
Das Kinderrechteschulen-Programm von UNICEF sorgt dafür, dass die Kinderrechte auch Einzug in den Schulalltag erhalten. In Kinderrechteschulen werden die Kinderrechte von Kindern und Erwachsenen gemeinschaftlich gelebt. In der Praxis bedeutet das beispielsweise, dass Beteiligungsformate mit und für Kinder entwickelt werden, wie Schülerparlament, Kinderrat und Zukunftswerkstatt. Oder es werden Ideen für ein Anti-Diskriminierungskonzept ausgearbeitet und Beschwerdeformate für Streit, Gewalt und Mobbing eingeführt.
Im Ergebnis erleben Kinder ihre Kinderrechteschule als einen Lernort, in dem ihre Meinungen ernst genommen und ihre Talente gefördert werden. Sie lernen respektvoll miteinander umzugehen und Verantwortung zu übernehmen – für sich und andere. Außerdem werden auch Lehr- und Fachkräfte in ihrer kinderrechtsorientierten Haltung gestärkt und im Schulalltag entlastet.

Kinderrechte – darunter können sich wahrscheinlich nicht alle etwas vorstellen. Kannst du nochmal kurz erklären, was Kinderrechte sind?
Als Kinderrechte werden die Rechte von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren bezeichnet. Die Rechte der Kinder sind in der sogenannten Kinderrechtskonvention der UN – einem internationalen Übereinkommen – festgeschrieben und gelten für alle Kinder weltweit. Zu den wichtigsten Kinderrechten zählen beispielsweise das Recht auf Gleichbehandlung, auf Gesundheit, auf Ausbildung oder auch das Recht, gehört zu werden. UNICEF ist jeden Tag im Einsatz, um die Rechte von Kindern auf der ganzen Welt zu schützen und zu verwirklichen. Das ist unsere Hauptaufgabe und unser Mandat.
Direkt daran anschließend: Warum sind Kinderrechte so wichtig?
Kinderrechte sind Menschenrechte. Aber Kinder benötigen einen besonderen Schutz. Und genau dies bringen die Kinderrechte zum Ausdruck. Sie stellen sicher, dass Mädchen und Jungen gesund und sicher groß werden und ihre Fähigkeiten entfalten können. Die Kinderrechtskonvention garantiert, dass diese Rechte auch überall auf der Welt offiziell anerkannt werden.
Du bist Mutter. Hat sich seit der Geburt deiner Tochter dein Blick auf Kinderrechte verändert? Und falls ja, inwiefern?
Mein Blick auf Kinderrechte hat sich seit der Geburt meiner Tochter vor zwei Jahren sicherlich nochmals geschärft. Ihre Rechte auch im Alltag zu leben, sie bestmöglich zu beteiligen, ihre Talente zu fördern und einen respektvollen und freudvollen Umgang als Familie zu leben, ist mir eine Herzensangelegenheit.
Redest du mit deiner Tochter bereits über Kinderrechte? Und ist ihr eines besonders wichtig?
Meine Tochter ist ja erst zwei Jahre alt. Mir ist es somit vor allem wichtig, dass sie sich geborgen und gehört fühlt. Da sie schon ziemlich genau weiß, was sie möchte und was sie nicht möchte, ist ihr das Recht auf „Freie Meinungsäußerung und Beteiligung“ wahrscheinlich am wichtigsten, aber da müsstest du sie selbst fragen… ;)
Apropos fragen: Zum Abschluss habe ich eine, wie ich finde, besonders schöne Frage für dich. Wenn du dir etwas rund um Kinderrechte wünschen dürftest, was wäre das?
Weltweit gibt es täglich unzählige Verstöße gegen die Kinderrechte, zum Beispiel in Form von Kinderarbeit, Gewalt oder fehlendem Zugang zu Bildung. Sich dies bewusst zu machen und hier durchaus auch das eigene Handeln als Privatperson, Konsument*in und Mitarbeiter*in ständig zu hinterfragen, finde ich sehr wichtig und wünschenswert.
Vielen Dank für das Gespräch, liebe Annika!
Ich weiß nicht, wie es dir nach dem Lesen des Interviews geht – mich stimmt insbesondere Annikas Blick in die Zukunft nachdenklich, aber hoffnungsvoll. Denn Kinderrechte sind noch nicht so präsent in unserem Alltag, wie sie es sein sollten. Umso wichtiger und schöner ist es, dass Initiativen wie die UNICEF-Kinderrechteschulen daran etwas ändern und die Bedeutung von Kinderrechten stärken. Kooperationen wie diese zeigen über den heutigen Weltkindertag hinaus: Kinderrechte brauchen ein Zuhause – oder, um es mit den Worten von Herbert Grönemeyer zu sagen: „Die Welt gehört in Kinderhände, dem Trübsinn ein Ende. Wir werden in Grund und Boden gelacht. Kinder an die Macht.“
Seit über 75 Jahren setzt sich UNICEF für Kinder ein. Hier liest du, warum die Arbeit heute wichtiger denn je ist.
Über die Autorin: Judith Alpmann
Ich arbeite bei IKEA in der internen Kommunikation und versuche, unsere Mitarbeitenden bestmöglich zu informieren und kommunikativ einzubinden. Meine große – und für alle, die mich kennen – wenig geheime Leidenschaft ist das Reisen. Neue Orte zu erkunden macht mir unglaublich viel Spaß! Als Kind habe ich in einer Ferienwohnung im Urlaub auch mein Lieblingsmöbelstück von IKEA entdeckt: Den gemütlichen Sessel POÄNG. Es war Liebe auf den ersten Blick, daher habe ich ihn mir damals auch direkt zu Weihnachten gewünscht. Seitdem begleiteter er mich durchs Leben und versprüht auch in meinem Alltag ein bisschen Urlaubsflair. Nicht zuletzt durch meine vielen Auslandsaufenthalte liegt mir Diversity and Inclusion sehr am Herzen. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, wäre es, dass dieses Thema weiterhin an Bedeutung und gesellschaftlicher Aufmerksamkeit gewinnt.